
Kernobstsorten im Klimawandel
Astrid Wißmath GPO-Bayern
Aktualisierungen und Korrekturen vom 21.10.25
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Der Frosch im Kochtopf
Quellenangaben
Der Klimawandel stellt uns vor neuartige Herausforderungen:
- Da die Vegetation immer früher beginnt, Wetteraufzeichnungen aber zeigen, dass sich die Spätfröste kaum verschieben, werden die Obstblüten immer mehr gefährdet.
- Die wärmeren Winter fördern zusätzlich Krankheiten und Schädlinge.
- Daher empfiehlt es sich bei der Pflanzung, auf möglichst spätblühende und robuste Sorten zurückzugreifen und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf neu gezüchtete spätblühende Sorten zu berücksichtigen.
- Nach kritischen Diskussionen mit einem Praktiker, habe ich zusätzliche Apfelsorten, die nicht unbedingt spät blühen, aber mit (lt. Literatur) robusten Blüten, in einer eigenen Liste angefügt.
- Vorzugsweise sollten Ost- bzw. flache Nordhänge bepflanzt werden, da hier die Strahlungsintensität der Sonne geringer ist. Da sich die Blühzeiten hier um bis zu 14 Tagen verzögern, wird auch dadurch ein ‚Spätblüher-Effekt‘ erreicht.
- Künftig werden Südhänge ohne Schattenbäume zunehmend problematisch sein (zu geringe Bodenfeuchte, Sonnenbrand an Früchten, Laub und Stamm).
- Dem Boden sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: Humusaufbau fördern und Humusabbau und Bodenverdichtungen vermeiden.
- Weniger für Streuobst geeignete Böden, die oft für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung stehen, sollten immer genau untersucht werden: Bodenprobe nehmen.
- Erkennt man bei einer Probegrabung schwierige Bodenverhältnisse, wie z.B. steinig, verdichtet, sandig, oder sonst problematisch, so wird empfohlen, einige Wochen vor dem Pflanztermin eine Pflanzgrube mit 2 bis 4 Kubikmetern auszuheben und den Aushub zusammen mit besserer Erde (ggf. auch Planzsubstrat) wieder zu verfüllen und leicht zu verfestigen. Zur Pflanzung, einige Wochen später, wird dann das Pflanzloch, wie üblich (ca 80cm Durchmesser und ca 80cm tief) ausgehoben. (Quelle: https://www.fll.de). Durch Hügelpflanzung die Setzung der Erde berücksichtigen!
- Damit Jungbäume einen guten Start haben, sollte eine gute Pflege für mind. die ersten 10 Jahre gewährleistet sein.
- Wasserversorgung muss bei Trockenheit sichergestellt werden, da sonst die Krankheitsanfälligkeit steigt. (Prof. A. Roloff „Trockenstress bei Bäumen“).
- Ausreichenden Kronenansatz ab ca. 2 Meter einhalten, sonst besteht die Gefahr von Astabriß durch große Landmaschinen, da die Unterwuchspflege doch meist durch Maschinen erfolgt.
- Pflanzabstand von ca. 13 Meter einplanen da die Wurzelausdehnung in der Horizontalen, nach den Erkenntnissen von Lichtenegger/Kutschera, wesentlich größer ist als bisher angenommen.
- Bei landschaftprägenden Bäumen sollten noch größere Abstände gewählt werden (ca. 15-18 Meter).
- Damit Obstbäume ein guter CO2-Speicher bleiben, sollten diese möglichst lange am Leben erhalten werden. https://gpo-bayern.de/fachliteratur/#Baumpflege
- Da jede Verpflanzung eine Schwächung des jungen Baumes verursacht, empfehlen einige Obstbauspezialisten (Michael Grolm, LFL, Dr. Günter Gilch, Christoph Schulz, u.a.) mittlerweile eine „in situ“-Saat in Betracht zu ziehen. Dabei werden mehrere Samen (von alten, gesunden Kernobstsorten) direkt an der Stelle, an der der Baum stehen soll, gesät. Der stärkste Sämling bleibt und wird nach entsprechender Entwicklung mit dem gewünschten Reis veredelt (es gibt auch nach einem Youtube-Link https://www.youtube.com/watch?v=RlGX4gZPru4 Erfahrungen mit Samen von reinrassigem Holzapfel, was aber nördlich der Alpen schwer zu finden ist). 
 Die zentrale Wurzel des Sämlings (Bild) entwickelt sich bei der ‚in situ‘-Saat ungestört in die Tiefe und kann den Baum somit in Trockenphasen besser mit Wasser versorgen. Ausreichend Schutz und Pflege sind hier natürlich auch unverzichtbar.
- Sehr viele auf Schorfresistenz gezüchtete Sorten, haben ihre Resistenz inzwischen verloren und sind deshalb auf Planzenschutz angewiesen.  
 Deshalb wurde hier auf möglichst robuste alte Sorten Wert gelegt, die eine größere genetische Vielfalt haben und sich dadurch an, derzeit noch nicht vorhersehbare, Probleme hoffentlich anpassen können.
- Glücklicherweise gibt es Obstsorten, die die kommenden Bedingungen, bei fachkundiger Pflege, aushalten können.
- Bitte berücksichtigen: Die Daten der hier ausgewählten Sorten hängen u.a. ab von der Klimaänderung, vom Kleinklima, Standort, Meereshöhe, Hangneigung, Durchlüftung, Boden und leider auch von Ungenauigkeiten der Obstsortenliteratur.
Hier haben wir alte Obstsorten ausgesucht und in Tabellenform aufgelistet.
Die folgenden Listen enthalten überwiegend Obstsorten aus dem süddeutschen Raum.
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1) Spätblühende Apfelsorten nach Blühzeiten geordnet (NEU 21.10.25)
2) Spätblühende Apfelsorten alphabetisch sortiert (hilfreich für die Reiserbeschaffung; NEU 10.10.25)
3) Spätblühende Apfelsorten nach Pflückzeit geordnet (NEU 14.10.25) darin enthalten sind:
 – Spätblühende Apfelsorten Herbst- und Frühwintersorten
 – Spätblühende Apfelsorten Spätwintersorten
 – Spätblühende Apfelsorten Winter-Lagersorten
 – Spätblühende schwachwachsende Apfelsorten (Hausgarten)
Landschaftsprägende Apfelbäume (13.04.25)
Nicht unbedingt spätblühend, aber doch mit robuster Blüte
3) Spätblühende Birnensorten  darin enthalten sind:
– Spätblühende Birnensorten für den Hausgarten 
– Spätblühende Birnensorten für Streuobst (überwiegend Mostobst)
– Landschaftsprägende Birnbäume (Fruchtertrag zweitrangig)
– Methusalembirnbäume und Historische Birnensorten
 Für Birnen-Fans z.Zt. noch verfügbar: 
https://www.br-klassik.de/video/josef-wittmanns-baumsammlung-100.html
4) Kirschen (geplant)
Hinweise zu Krankheitsresistenzen (in Arbeit)
Quellen
- Farbatlas Alte Obssorten; Walter Hartmann; 5.Auflage 2015
- Alte und neue Apfelsorten; Franz Mühl; 9. Auflage 2021
- Obstsorten Atlas; Silbereisen, Götz, Hartmann; 2014 (Lizenzausgabe)
- Früchte, Beeren, Nüsse; Szalatnay, Kellerhals, Frei, Müller; 1.Auflage 2011
- Rosenapfel und Goldparmäne; Bartha-Bichler, Brunne, Gersbach, Zuber; 3. Auflage 2009
- Alte und neue Birnensorten, Quitten und Nashi; Franz Mühl; 4.Auflage 2014
- Streuobstwiesen im Klimawandel Ein Leitfaden; Schliebner, Decker, Schlitt; 1.Auflage 2023
- Trockenstress bei Bäumen, Prof. Andreas Roloff
- https://www.streu-obst-wiese.org/leitfaden-klimawandel/
- https://www.oberlausitz-stiftung.de/obst-frost-klimawandel/
- https://www.oberlausitz-stiftung.de/
- https://www.lwg.bayern.de/landespflege/natur_landschaft/330394/index.php
- https://www.pik-potsdam.de/de/startseite
- https://www.obstbaumschnittschule.de/online-seminare/
- https://www.foeko.de/wp-content/uploads/2016/10/2-2016-apfelzuechtung-sattler-bannier.pdf
- https://www.obst-und-garten.de/
- https://www.planet-wissen.de/natur/umwelt/lebendiger_boden/index.html
- https://www.deutsche-genbank-obst.de/
- Vorträge aus https://www.lwg.bayern.de/landespflege/events/358662/index.php
- https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/streuobstanbau/
- Zoom-Tagung https://www.hochstamm-deutschland.de/streuobst-erleben/landesweiter-streuobsttag-bawue
- https://www.thuenen.de/de/newsroom/detail/thuenen-podcast-mit-ak-beteiligung
- https://gesunder-boden.de
